Ehrlich gesagt, ich war skeptisch. Wildblumenwiesen in Hamburg-Nord? Mitten zwischen Wohnblocks und S-Bahn-Lärm? Als Familie, die sich um Nachhaltigkeit im Alltag bemüht, haben wir schon so manches grüne Versprechen erlebt, das sich als Augenwischerei entpuppte. Aber was ich im Friedrichberger Park erlebt habe, hat mich eines Besseren belehrt – und ehrlich zu knabbern gegeben, wie sehr ich den Naturschutz Hamburg unterschätzt hatte.
Meine Entdeckung: Ein Summen, das alles verändert
Es war ein ganz normaler Mittwoch Vormittag, als ich mit meinem neuen Tool “Japanisches Gehen” spazierte. Eigentlich wollte ich nur ein paar Runden drehen. Dann hörte ich es: dieses intensive Summen. Nicht das monotone Brummen der Stadt, sondern ein lebendiges Orchester aus Hummelflügeln und Bienengeschäft.
Die Schmetterlinge fliegen tatsächlich! Kohlweißlinge, haben wir gesichtet. Die Hummeln summen so laut, dass ich Angst hatte mein Tinnitus ist zurück. Und dann, als der Abend kam und wir eigentlich längst zu Hause hätten sein sollen – die Grillen. Mitten in Hamburg-Nord. Mal ehrlich: Wann habt ihr das letzte Mal Grillen in der Stadt gehört?
Hamburg-Nord als stiller Vorreiter der Biodiversität
Was ich erst später recherchiert habe: Das Bezirksamt Hamburg-Nord hat seit 2019 systematisch Wildblumenwiesen angelegt. Über 14.000 Quadratmeter sind es mittlerweile – finanziert über die sogenannte Naturcent-Regelung HamburgWikipedia. Das sind umgerechnet etwa zwei Fußballfelder voller blühender Vielfalt. Ich ziehe meinen Hut vor dieser stillen Revolution!
Der Friedrichberger Park: Vom Krankenhaus zur grünen Oase
Der Friedrichberger Park hat eine besondere Geschichte – er entstand auf dem Gelände der ehemaligen Staatskrankenanstalt Friedrichsberg Wiesen – NABU Hamburg. Wo früher Menschen behandelt wurden, gedeiht heute Leben in einer ganz anderen Form. Das finde ich irgendwie bewegend: ein Ort der Heilung wird zu einem Ort, der unsere Umwelt heilt.
Bei der Umgestaltung des Parkquartiers wurden der über 100 Jahre alte Baumbestand weitgehend erhalten und der Park zur Umgebung hin geöffnet, insbesondere zum benachbarten Grünzug im Eilbektal Wiesen – NABU Hamburg. Das ist kein Zufall – das ist durchdachte Stadtgrün-Planung, die zeigt: Naturschutz und Stadtentwicklung können Hand in Hand gehen.
Was dort wirklich passiert: Leben kehrt zurück
Gehen wir mal ins Detail, denn das ist das Faszinierende: Die neu angelegten Blühwiesen bieten Lebensraum und Futterquelle für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Durch das seltene Mähen kommen die Pflanzen zur Blüte und Samenreife. Insekten können von Nektar und Pollen zehren und auf den Stängeln und Blättern ihre Eier ablegen Wildblumenwiesen – hamburg.de.
Das heißt konkret: Wenn wir durch diese Wiesen gehen, schauen wir einem kompletten Ökosystem beim Funktionieren zu. Die Kinder lernen ganz nebenbei, was Artenvielfalt bedeutet – nicht aus Büchern, sondern live.
Warum das mehr ist als schöne Optik
Mal ehrlich – ich dachte zunächst, es ginge nur ums Aussehen. Bunte Blumen sind schön, aber was soll’s? Bis ich verstanden habe, worum es wirklich geht: Die Zahl der Insekten ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen und führt damit u.a. zu einer fehlenden Bestäubung der Nahrungsmittel von Mensch und Tier. Durch das Insektensterben sind außerdem viele Vogelarten direkt bedroht Wildblumenwiesen in Hamburg-Nord – hamburg.de.
Das betrifft uns alle direkt. Weniger Insekten bedeutet weniger Bestäubung, weniger Ertrag, höhere Preise. Der Insektenschutz in Hamburg-Nord ist also auch Klimaschutz und Ernährungssicherheit. Das hätte ich nicht gedacht, als ich das erste Mal über diese Wildblumenwiesen gestolpert bin.
Naturcent-Regelung: Wie Hamburg das clever finanziert
Hier wird es interessant für alle, die sich fragen, wie so etwas überhaupt bezahlbar ist. Ein Großteil der Blühwiesen wird über die seit 2016 bestehende „Naturcent”-Regelung finanziert Wildblumenwiesen – hamburg.de. Das bedeutet: Hamburg investiert systematisch und langfristig in Biodiversität Hamburg – nicht als PR-Aktion, sondern als strukturelle Veränderung.
Was mich besonders beeindruckt: Auch im Straßenbegleitgrün werden auf ausgewählten Flächen Blühwiesen angelegt, wofür Sondermittel durch die Bezirksversammlung bereitgestellt wurden Parkquartier Friedrichsberg – hamburg.de. Das zeigt politischen Willen auf allen Ebenen.
Wie wir als Familien mitmachen können
Das Schönste: Wir müssen nicht warten, bis „die da oben” etwas machen. Der NABU Hamburg bietet verschiedene Möglichkeiten, sich für die Schaffung und Pflege von Wildwiesen zu engagieren Mitmachen beim Wiesenschutz – NABU Hamburg. Bei den StadtNatur-Aktionstagen können Familien mithelfen, Parks und Grünanlagen umzugestalten.
Selbst im eigenen Garten können wir anfangen. Es muss nicht gleich die komplette Rasenfläche sein – schon eine kleine Ecke mit heimischen Wildblumen macht einen Unterschied. Meine Nachbarin hat letztes Jahr angefangen, und jetzt summt es auch in ihrem Garten.
Konkrete Tipps für Familien:
- Besucht die Wildblumenwiesen mit den Kindern und macht ein Naturerlebnis daraus
- Informiert euch beim NABU über Mitmach-Aktionen
- Startet klein im eigenen Garten oder auf dem Balkon
- Nutzt die Umweltbildung-Angebote, die Hamburg bietet
Ein hoffnungsvolles Beispiel für nachhaltigen Naturschutz
Was im Friedrichberger Park passiert, ist mehr als nur eine schöne Grünanlage. Es ist ein Beweis dafür, dass Naturschutz Hamburg nicht nur funktioniert, sondern richtig gut funktioniert. Wenn ich sehe, wie meine Kinder zwischen den Blumen herumtoben und dabei ganz nebenbei lernen, was Ökosysteme sind, dann weiß ich: Hier entsteht nicht nur Artenvielfalt, sondern auch die nächste Generation von Menschen, die verstehen, warum das alles wichtig ist.
Das Projekt zeigt auch, dass Nachhaltigkeit nicht bedeuten muss, auf etwas zu verzichten. Die Wildblumenwiesen sind schöner als jeder monotone Rasen, bieten mehr Erholung und kosten langfristig weniger in der Pflege. Eine echte Win-Win-Situation.
Als ich kürzlich wieder durch den Park spaziert bin, ist mir aufgefallen: Die Menschen bleiben stehen. Sie fotografieren, sie beobachten, sie bringen ihre Kinder mit. Diese Wiesen schaffen Verbindung – zur Natur, aber auch zwischen den Menschen.
Die Grillen zirpen immer noch. Und das mitten in Hamburg-Nord. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist, dann weiß ich auch nicht.
Haben Sie auch schon die Wildblumenwiesen in Hamburg entdeckt? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Fotos – ich bin gespannt auf Ihre Geschichten aus der blühenden Stadt!